Warum deine Legungen keinen Sinn ergeben (und was du tun kannst)
- Susanne Weigert
- 5. Jan. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Kennst du das? Du bist verwirrt, verzweifelt oder traurig und beschließt, die Karten zu legen, nur um dich danach noch verwirrter, verzweifelter oder trauriger zu fühlen. Ich glaube, wir alle erinnern uns noch genau an die allererste Begegnung mit den Karten. Du warst fasziniert von der Aussagekraft und Tiefe der Botschaften. Und dann bist du losgelaufen, hast du dir dein erstes eigenes Deck gekauft, oder ein Deutungsbuch, um zu lernen, wie du diese Magie für dich persönlich nutzen kannst.

Aber seitdem bist du zunehmend frustriert. Die gezogenen Karten ergeben keinen Sinn, und du weißt nicht, ob es daran liegt, dass dir die Fähigkeit fehlt, sie zu lesen, oder ob das mit dem Kartenlegen einfach grundsätzlich nicht funktioniert. Du bist vielleicht an dem Punkt, an dem du gut Lust hast, deine Karten frustriert in die Ecke zu schmeißen, oder schlimmstenfalls dem Tarot komplett den Rücken zu kehren.
Halt! Gib noch nicht auf. Es gibt Gründe, warum deine Legungen keinen Sinn ergeben, und es gibt Möglichkeiten, das zu beheben. Im Folgenden beschreibe ich dir häufige Gründe, die uns daran hindern, die tief transformativen Wunder zu erleben, die in uns die Faszination zum Tarot geweckt haben. Vielleicht sind dir der ein oder andere Fehler bekannt. Spoiler-Alarm: Ich habe sie alle irgendwann mal auf meiner persönlichen Tarot-Reise erfahren.
Es ist schlicht nicht der richtige Zeitpunkt!
Der beste Zeitpunkt, deine Karten um Rat zu fragen, ist, wenn du mit all deinen Sinnen in deinem Herzen bist. Denn jede Frage darüber, wer wir sind oder warum uns etwas passiert, trägt einen Archetypen in sich, und wir müssen einen Zugang zu diesem Archetypen öffnen, um seine Antwort zu erhalten.
Aber was wir oft falsch machen, ist zu verstehen, was das wirklich bedeutet. Wenn wir in unseren Emotionen verloren sind, überwältigt von dem, was die Tiefenpsychologie als "Affekt" bezeichnet, sind wir nicht mit all unseren Sinnen in unserem Herzen. Wir sind immer noch im Griff des Ego-Schmerzes von Angst, Wut, Trauer. In diesem Zustand werden die von uns gezogenen Karten nur diesen Ego-Schmerz widerspiegeln, und wir werden nicht in der Lage sein, tiefer zu gehen.
Die Lösung hier ist, dich selbst zur Ruhe kommen zu lassen. Ziehe nicht sofort nach einem Streit oder einer schlechten Nachricht die Karten zu Rat. Lass den Schock sacken und frage dich dann, welche tiefere Erkenntnis sich danach sehnt, ans Licht geholt zu werden. Wenn du dann innerlich eine Bereitschaft spürst, wird das Orakel in der Lage sein, mit dem zu antworten, was du wirklich brauchst.
Anstatt die Karten zu fragen: "Warum hat er/sie sich von mir getrennt?” geh in die Tiefe und frage “Welcher Anteil in mir ist verletzt?”. Damit beginnst du nach dem Archetypen zu forschen, den diese Trennung so sehr verletzt hat und diese Erkenntnis wird dir helfen zu ergründen warum gerade es dieser Archetyp ist, wann es seinen Anfang genommen hat und was du erkennen darfst, um zu Beginnen diese Wunde zu heilen.
Wenn du aufrichtig bereit bist diesen Weg der Selbstreflexion und -erkenntnis zu gehen, werden die Karten wundervoll magische Begleiter auf deiner psycho-spirituellen Reise sein.
Du suchst nach einer Antwort, nicht nach dem Warum!
Dies ist der häufigste Fehler, aber auch einer der schwierigsten, um ihn zu überwinden. Wenn wir die Karten in die Hand nehmen, suchen wir nach einer Antwort. Wir suchen nach dem As der Stäbe, das uns auffordert, unseren Träumen zu folgen, oder der Welt, die uns sagt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Klingt gut, oder? Und gelegentlich passiert auch genau das, aber seien wir ehrlich, es ist nicht die Art und Weise, wie Tarot in der Regel zu uns spricht. Wenn wir wissen wollen, ob wir bleiben oder gehen sollen, und die 2 Schwerter, die 7 Kelche oder der Mond vor uns liegen, mag das vielleicht viel Sinn machen, bietet uns aber keine Antwort. Und das ist auch gut so! Wenn jemand Entscheidungen trifft, dann bist du das.
Wenn wir die Karten nach Antworten auf die großen Fragen unseres Lebens zu Rate ziehen, versuchen wir das, was Carl Gustav Jung den Weg der Individuation, der “Ganzwerdung” genannt hat, zu umgehen. Gerade wenn du dich für Spiritualität interessiert, sollte dir bewusst sein, dass wir auf dieser Erde sind, um zu lernen. Es gibt keine Anleitung dafür, was wir tun sollen. Stattdessen dürfen wir, zum Beispiel durch die Arbeit mit dem Tarot, aufgezeigt bekommen, wo wir in den Lernaufgaben unseren Schwerpunkt setzen dürfen, oder warum etwas gerade ins Stocken kommt.
Dann können die 2 Schwerter auf die Spaltung zwischen unserem Verstand und unserem Herzen in unserer Entscheidungsfindung hinweisen, und die 7 Kelche darauf, von der schieren Möglichkeit zu einer Entscheidung überwältigt zu sein, und der Mond kann auf den archetypischen Moment hinweisen, in dem wir mit dem Unbekannten konfrontiert sind.
Keine dieser Informationen liefert dir die Antwort, aber du lernst dich selbst besser kennen und erhältst Kontext, um deine Entscheidung authentisch zu treffen.
Du glaubst nicht wirklich an die Magie des Tarot!
Vielleicht hast du gerade einen Korb gekriegt und ziehst Karten in der Hoffnung, dass der Narr, der Stern oder der Magier dich darin bestärken, für weitaus größere Dinge bestimmt zu sein. Tatsächlich zeigen sich aber ausgerechnet die 10 Kelche mit der Bilderbuchfamilie und dem Versprechen vom großen Liebesglück. Wir mögen in dem Moment dazu neigen, unser Deck einzupacken und zu sagen: "Naja, die Karten haben heute wohl nicht gestimmt."
Ich gebe zu, ich habe das schon oft gemacht und dabei ist es einer der größten Fehler! Es wird viele Karten geben, die für dich keinen Sinn machen, oder dich nicht mit Ehrfurcht und Magie erfüllen. Aber das bedeutet nicht, dass es die falschen Karten sind. Es bedeutet eher, dass wir ihre Botschaften (noch) nicht verstehen.
Die Schwierigkeit für sich selbst die Karten zu legen ist, dass wir gleichzeitig Coach und Mentee (Therapeut und Patient) sind. Wir versuchen, eine unpersönliche Sichtweise unserer sehr persönlichen Erfahrung zu bekommen. Und wenn dann Karten auf dem Tisch liegen, die nicht in unser Ego-Narrativ passen, sagen wir natürlich: "Ergibt keinen Sinn" und gehen weg.
Aber, wenn du Tarot ernst nimmst, dann glaubst du an Synchronizität und dass das Orakel uns immer etwas Wahres zeigen wird. Vertraue dem Orakel, vertraue den Karten. Glaube daran, dass die 10 Kelche tatsächlich etwas zu enthüllen versuchen. Und das führt uns direkt zu unserem nächsten Fehler.
Du liest die Karten nur auf eine Weise!
Wir verbringen Monate damit, die Bedeutungen aller 78 Karten zu lernen, ihre Schlüsselwörter auswendig zu lernen und Dutzende von Büchern zu lesen. Aber wenn die Bedeutungen, die wir auswendig gelernt haben, nicht zum Kontext unserer Legungen passen, haben wir das Gefühl, dass wir alles falsch machen.
Gerade wenn wir für andere die Karten legen, kommt schnell ein Gefühl von Hilflosigkeit und vielleicht auch Zweifel an den eigenen Fähigkeiten auf. Doch halt! Es ist nicht deine Aufgabe, allwissend zu sein. Wenn du für jemanden die Karten liest, bringst du automatisch auch deine Erfahrung und Sicht der Dinge ein. Lass das den Kontext nicht kleiner machen. Im Gegenteil! Nutze deine Erfahrungen, um deinem Gegenüber Fragen zu stellen. Sei ehrlich und frage ganz direkt, was dein Gegenüber in einer bestimmten Karte sieht, ob ihm oder ihr eine Geschichte dazu einfällt oder ein bestimmtes Gefühl aufkommt. Du wirst überrascht sein, welche Informationen plötzlich ans Licht kommen.
Wenn eine Karte nicht passt, bedeutet das nicht, dass es die falsche Karte ist. Es bedeutet, dass wir unserer Neugier folgen und sie ergründen sollen. Und das ist die Lösung.
Die Karten sind Symbole. Wir sollen durch das Portal ihrer Symbolsprache treten und dort ein Stück von uns selbst treffen. Das bedeutet, dass wir nicht immer strikt mit Schlüsselwörtern lesen können. Wir müssen das Symbol, die Zahl, den Archetypen und unsere eigene Intuition miteinander verbinden und Raum für alternative Deutungsweisen schaffen.
Du nimmst dir keine Zeit zum Nachdenken!
Dies ist ein sehr häufiger Fehler, der passiert, wenn wir für uns selbst lesen. Wir holen unser Deck, ziehen 8 Karten, starren sie 15 Minuten lang verwirrt an und gehen dann, weil wir erwarten, dass die Karten einfach an ihren Platz fallen und sich wie Puzzleteile ineinander fügen. Aber Tarot ist kein Puzzle, es ist eine Sprache. Wir versuchen nicht, es zu lösen, sondern es zu entschlüsseln.
Wenn wir die Karten ziehen, müssen wir Raum lassen, um bei ihnen zu sitzen, sie zu untersuchen und sie zu befragen. Wir brauchen Zeit. Und in der Regel ist diese Zeit mehr als eine Stunde oder ein Tag. Oft brauchen wir Wochen, bevor die Weisheit der Legung wirklich Sinn macht.
Geduld ist hier die Devise. Mach dir Fotos von deinen Legungen und notiere sie in einem Tagebuch. Kehre immer wieder zu den Karten zurück und schau, ob sie dir etwas Neues offenbaren. Sei geduldig und höre zu. Unsere Leben ändern sich selten innerhalb von 5 Minuten. Transformation geschieht Schritt für Schritt, und Tarot nimmt uns mit auf diese psycho-spirituelle Reise.
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